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  Chemie des Haars
Die am Aufbau der Haare beteiligten Substanzen bestehen hauptsächlich aus den Elementen Kohlenstoff (50 %), Sau­er­stoff (23 %), Stickstoff (17 %), Wasserstoff (6 %) und Schwe­fel (4 %). Unter normalen Bedingungen hat menschliches Haar einen Wasseranteil von 10 %, der seine mechanischen Ei­gen­schaf­ten erheblich beeinflusst. Je nach Feuchtigkeit der um­ge­ben­den Luft kann der Wasseranteil über Diffusion von Was­ser­dampf auf über 30 % ansteigen. Andererseits wirkt Haar was­ser­ab­sto­ßend, weil insbesondere auch die äußere Cuticula Li­pi­de, wie Fette, Fett­säu­ren, Sphingolipide (Ceramide, Sphin­go­mye­li­­ne, Cerebroside und Ganglioside) und Steroide wie Cho­le­ste­rol und seine Derivate (v. a. Cholesterolsulfat), enthält.
Der Cortex, also der Hauptteil des Haares, besteht im We­sent­lichen aus natürlichen Polymeren: 90 Prozent des Trocken­ge­wich­tes sind Proteine (Eiweiße), die als Keratine bezeichnet werden. Die Konformation ist überwiegend helikal (Peptid-Spi­ra­le). Die Haarproteine werden durch kovalente Disulfidbrücken zwischen Cysteinresten zusammengehalten, aber auch durch schwächere Dipol-Dipol-Wechselwirkungen, wie Was­ser­stoff­brü­cken­bin­dun­gen und van-der-Waals-Kräfte. Die Keratine bil­den dabei Filamente, die sich wiederum zu Makrofibrillen zu­sam­men­la­gern.
Keratin ist sehr haltbar – in ägyptischen Gräbern wurde nahezu intaktes Haar gefunden. Eine Veränderung des Cystein-Anteils führt zu einer Änderung der Steifigkeit des Haares. Im Keratin spielen sich alle chemisch relevanten Prozesse für die Frisur ab. Die Disulfidbrücken sind z.B. durch Dauerwellprodukte wie Thioglycolat lösbar, wodurch die Vernetzung vorübergehend aufgehoben wird. Wasserstoffbrücken im Keratin werden da­ge­gen leicht gelockert und ermöglichen eine Umformung des Haares, beispielsweise durch Föhnen, Eindrehen oder durch Anfeuchten und in Form Trocknen.
Melanine sind für die Haarfarbe verantwortlich. Eumelanin be­stimmt dabei Töne von braun bis schwarz. Phäomelanin ist für blonde bis rote Haare farbbestimmend. Das Dilute-Gen ist für graue bis isabellfarbene Haarfarben verantwortlich. Bei Men­schen mit Albinismus sind die Haare aufgrund des Fehlens von Melaninen weiß bis hellblond. Der UV-Anteil im Sonnenlicht kann, insbesondere bei Einwirkung von Salzen (z.B. im Meer­was­ser) und Sauerstoff, das Melanin bleichen. Ähnliche Farb­tö­ne werden beim Blondieren mit Wasserstoffperoxid erzielt. Bei einer Ausbleichung oder einer Blondierung verändert sich jedoch auch die Struktur des Haars.
Deutsche und britische Forscher veröffentlichten im März 2009 eine Studie, in der sie feststellten, dass die Graufärbung von Haaren im Alter Folge eines geringeren Abbaus von Was­ser­stoff­per­oxid in den Haaren ist.
Im Haar sind außerdem hochmolekulare Nucleinsäuren (DNA) enthalten, die bei der Haarbildung nicht vollständig abgebaut

 

wurden. Die isolierte DNA kann für den DNA-Test zur Iden­ti­fi­zie­rung von Individuen oder für die Bestimmung von Ver­wandt­schafts­gra­den herangezogen werden.
Daneben enthalten Haare eine große Anzahl von Spu­ren­e­le­men­ten und auch Medikamentenrückstände. Einige Stoffe sind dabei durch Umwelteinflüsse bestimmt oder durch un­ter­schied­li­che Ernährung und Lebensweise variabel.

Zahlen für Haare beim Menschen
Wachstumsrate und Haardicke sowie die Anzahl der Haare sind genetische Faktoren, die bei jeder Person unterschiedlich sein können. Dennoch schwankt die Anzahl der Haare je nach Haarfarbe innerhalb bestimmter Bereiche. So haben Blonde durchschnittlich 150.000, Schwarzhaarige 110.000, Brünette 100.000 und Rothaarige 75.000 Haare.
• Anzahl der Kopfhaare: ca. 0–150.000
• Haardichte: ca. 200 Haare/cm²
• täglicher Kopfhaarverlust: ca. 60–100 Stück
• Wachstumsrate: ca. 0,33 mm/Tag, mithin etwa 1 cm/Monat
• Haardicke: 0,04 (Vellushaare) bis 0,12 mm (Ter­mi­nal­haa­re)
• Zugfestigkeit: ca. 200 N/mm²
• Elastizitätsmodul: 3000 MPa
• Lebensdauer der Haarwurzel: ca. 6–8 Jahre
Haare wachsen ständig. Dagegen beruht das scheinbare Wachstum der Barthaare bei kürzlich Verstorbenen auf der Schrumpfung der Haut durch Wasserverlust.

Haarwachstum
Haare wachsen in Zyklen, ein Haarfollikel durchläuft dabei meh­re­re Phasen, die als Haarzyklus bezeichnet werden. Kopfhaare wachsen pro Tag 0,3 bis 0,5 mm, in einem Jahr ca. 15 cm. Für die resultierende Haarlänge ist aber neben der Wachs­tums­lei­stung auch die Dauer des anhaltenden Wachstums ent­schei­dend. Während viele Tiere saisonalbedingt ein oder zweimal im Jahr Haarausfall erleben, wächst das Haupthaar des Menschen über mehrere Jahre hindurch, bei Frauen länger als bei Män­nern, bis zum Ausfall des (langen) Haares. Die Größe des Wachs­tums hängt von individuellen Faktoren sowie vom Zeit­punkt im Haarzyklus ab.
Die verbreitete Annahme, Körperhaare (Barthaare, Beinhaare) würden durch regelmäßiges Rasieren schneller oder vermehrt wachsen, ist falsch.

Haarzyklus
• Anagenphase: In dieser Wachstumsphase bildet sich eine neu­e Haarwurzel, und die Produktion eines Haares beginnt. Die Anagenphase dauert beim menschlichen Kopfhaar ca. 2–6 Jah­re, abhängig von Alter, Geschlecht und spezifischer Stelle. Et­wa 85–90 % der Haare auf der Kopfhaut befinden sich in dieser Phase. Man nennt sie „Papillarhaare“. 

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