SIBIEN: Welche Vorlagen dienen Dir zu diesen un­ter­schied­li­chen Charakteren?
ANNE MEYER: Man muss sich ja an der menschlichen Phy­si­og­no­mie orientieren. Z.B. wie altert der Mensch? Ich bin immer ganz begeistert, wenn ich in der U-Bahn einen älteren Mann mit verwittertem Gesicht und zerzaustem Haar sehe, was selten geworden ist. Ihn hätte ich dauernd anschauen mögen um ihn zu studieren.
Manchmal kommen mir Ideen auch in der Nacht, wie der alte Zauberer. Ich sah, wie das Leben seine Körperhaltung beugte und er die Lasten als Schweif hinter sich herzieht.
SIBIEN: Aus welchem Material sind die Figuren?
ANNE MEYER: Ich nehme eine cellulosebasierende Holz­mo­del­lier­mas­se, die an der Luft aushärtet. Mit dieser Masse kann ich am besten die Charakterzüge formen. Sie ist nicht so glatt wie Porzellan, das nur für faltenlose Gesichter geeignet ist.
SIBIEN: Nähen musst Du auch?
ANNE MEYER: Ja, aber das hält sich in Grenzen. Meine Figuren kommen aus einer Welt, in der man nicht so akkurat gekleidet geht. Im Wald trägt man eher Blüten- und Blätterkleider aus Na­tur­ma­te­ri­a­lien.
SIBIEN: Ich sehe bei Dir einige naturbelassene Materialien, wie Zweige oder Rinden. Du bist also unterwegs und sammelst viel?

© Fotograf: Peter Meyer