Entwickelt hatte es sich als meine Kinder klein waren. Zu dieser Zeit entdeckte ich das Modellieren in dem ich für sie Kasperlfiguren bastelte. Das war aber noch nicht das, was ich mir wirklich vorstellte, denn diese Figuren hatten keine Hände, Körper und Beine – sie waren unvollständig. Später bekam ich eine Postkarte mit einem Troll. Als ich ihn sah, wusste ich, dass ich solche Figuren machen wollte. So wurde meine erste Trollfigur geboren. Daraus entwickelten sich alle anderen. Mir gefällt es, wenn ich Gemüter und Stimmungen einfangen und in den märchenhaften Gestallten ausdrücken kann.
SIBIEN: Gibt es den ersten Troll noch?
ANNE MEYER: Ja, den gibt es noch.
SIBIEN: Wie ich in Deinem Märchenbuch lesen durfte, verfügst Du über ein spezielles Insiderwissen. Es ist schon sehr beeindruckend, wie Du die jeweiligen Charaktere, Ihre Vorlieben, Lebensräume und Verbreitungen beschreibst. Welchen Kontakt hast Du zu dieser Zwischenwelt?
ANNE MEYER: Lacht. Also, mein Kontakt besteht nicht darin, dass ich sie sehe. Meine Verbindung geht über das Gefühl, ich spüre sie. Sie drücken immer aus, dass ich mein Gemüt, meine Stimmung ausleben soll und nicht das materielle im Sinn habe. Man kann natürlich einiges aus dieser überlieferten Welt nachlesen, aber meine Gedanken, die in dieser Zwischenwelt beflügelt werden, inspirieren meine Phantasie.