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  bekommen. Durch den ei­ge­nen Stil sollte sich ein roter Faden ziehen. Ich finde es merkwürdig, wenn der Stil quer vermischt wird und kein Stil-Profil erkennbar ist. Wer wirklich seinen Stil gefunden hat, tut man sich auch wesentlich leichter, den Kleiderschrank zu öffnen und sich darauf zu freuen, ein Rendezvous mit seinem Kleidern zu haben und das her­aus­zu­grei­fen, was man heute braucht. Das alte Thema, dass Mann oder Frau nichts Passendes zum Anziehen hat, ist dann passé.
Hat man seinen Stil, braucht man gar nicht so viel, weil sich alles leicht kombinieren lässt. Es macht Sinn, einmal ein ganz­heit­li­ches Stilprofil zu entwickeln. Ich helfe da Frauen wie Männern, die dankbar sind, wenn ich ihnen einmal ein passendes Stilprofil erstelle. Modeberater im Laden verkaufen eher Mode. Mode ist aber kein Stil.
SIBIEN: Die Mode wurde stets durch einen sich ver­än­dern­den Zeitgeist inspiriert. Coco Chanel befreite die Frauen aus der Enge der Mieder. Nach dem zweiten Weltkrieg diktierte man die Rocklänge auf maximale Knielänge um Stoff zu sparen. Heute kreieren die Modemacher eine Crazy Couture die so dekadent ist, dass ich über diesen Zeitgeist er­schrecke.
Privat sind zerrissene Hosen und schlampige Kleidung en vogue, im Business wird graue, dunkle Kleidung erwartet. Auch das sind Symbole unseres Zeitgeistes.
Wie sehen Sie die Entwicklung der Mode und die damit verbundenen Persönlichkeiten?

JANINE KATHARINA PÖTSCH: Die Mode verändert sich immer schlimmer. Ich bin auch erschrocken, vor allem von der Qualität, auch von deutschen Modehäusern. Ich trage Kleidung, die teilweise zwanzig Jahre alt ist. Die haben noch eine hohe Qualität. Die heutige Kleidung, auch bei den teuren Marken, ist ein Zeitgeist für eine Saison und das für teures Geld. Dabei denke ich, wenn man das nötig hat, sich mit solcher Mode zu identifizieren, um teure Label zur Schau zu tragen, dann soll sich das leisten wer will.
Viele, die tagsüber im Anzug gekleidet gehen, ziehen sich zu­hau­se oft „schlampig“ an, weil sie da kein Bewusstsein für ihr Aus­se­hen haben. Oder umgekehrt, viele Menschen, die eher schlampig herumlaufen, ziehen, wenn sie einmal einen Anzug brauchen, einen aus ihrer Jugendweihe an. Die Menschen sind verwirrt. Das ist auch das Ziel der Modepsychologie dem Menschen immer wieder das Gefühl zu geben, dass sie nicht richtig sind. Nur wenn sie dem Trend folgen sind sie cool, hippe, toll, ein Star.
SIBIEN: Ich fragte einmal eine Frau, die ihre Bluse über dem Gürtel trug und diese nur vorne in den Gürtel steckte. Ich machte sie auf diese ungleiche Trageart aufmerksam. Sie meinte nur, dass man das jetzt so trägt. Auf meine Frage, ob sie keine eigene Meinung hat, hatte sie keine Antwort.
JANINE KATHARINA PÖTSCH: Das ist genau das Schlimme. Um meine Kunden besser zu verstehen, frage ich sie immer:

 

Was verbinden sie mit Mode? Was verbinden sie mit Stil? Was verbinden sie mit Trends? Dann weiß ich genau, ob sie ein bisschen stilsicher sind und nur noch einen Feinschliff brauchen oder komplette Anfänger sind, die sich noch nicht gefunden haben. Trends sind Einflüsse, die man aufgreifen kann, wenn sie zum Stiltyp passen. Deshalb beschreibe ich jedes Jahr zu den Jahreszeiten in meinem Newsletter die Farben, Muster und Materialien, die gerade im Trend liegen und zu welchem Stiltyp sie passen und wie sie kombinierbar sind.
Die Mode wiederholt sich sowieso: Schlaghosen alle sie­ben Jahre, Blümchen alle paar Jahre. Es ist alles immer wieder da. Manche Kunden sagen zu mir: „Frau Pötsch, Sie tragen ja gar nichts modisches!“ Ich kann dann nur antworten: „Ja, ich habe auch meinen Stil gefunden. Ich muss nicht mit der Mode gehen. Wer mit der Mode geht, geht mit der Zeit.“
SIBIEN: Ich habe meinen Stil und seit einiger Zeit das Problem, dass ich im gesamten Handel, unabhängig vom Preis, nicht das bekomme, was ich möchte.
JANINE KATHARINA PÖTSCH: Wenn man bei mir ein Stilprofil erstellen lässt, dann dauert es mindestens zwei bis fünf Jahre bis man das komplett umsetzen kann. Das liegt nicht unbedingt am finanziellen Aspekt, sondern dass man nicht in jeder Saison das findet was man braucht. Inzwischen ist es eher so, dass, zumindest bei den T-Shirts, in jeder Saison etwas für jeden Typ dabei ist. Bei allem anderen muss man entweder warten oder im Internet recherchieren, weil dort eine größere Auswahl zu finden ist. Sakkos kann man sich auch beim Maßschneider anfertigen lassen, was auch nicht viel mehr kostet und viel besser sitzen. Man ist natürlich euphorisch und möchte das neue sofort umsetzen, aber das geht nicht immer gleich.
Man sollte sich mit dem vorgeschlagen Stil erst einmal an­freun­den und schauen, was ich richtig gemacht habe und was ich verändern sollte. Ich empfehle immer den Kleiderschrankcheck dazu zu machen bei dem ich nicht nur aussortiere, sondern Empfehlungen gebe, wie man die vorhandenen Stück leicht anpassen kann. Und dann stelle ich zusammen, was der Kunde noch als Ergänzung braucht. Entweder schaffen die Kunden das dann alleine oder wir gehen zusammen einkaufen. Wenn die Kunden mit mir einkaufen gehen, fällt es ihnen leichter, weil sie dann gleich die richtigen Laden- und Markenempfehlungen be­kom­men. Das spart Zeit und Geld.
SIBIEN: Ich lebte als junger Mensch in einer Zeit, in der jeder Mensch auf sein Äußeres mehr bedacht war als heute. Heute wird alles Mögliche getragen. Zitat von Marc Jacobs „Klei­dung ist für mich eine Art Selbstdarstellung. Was man trägt gibt Hinweise darüber wer man ist.“ Offenbart sich in der Kleidung heute einmal wieder eine Zwei­klas­sen­ge­sell­schaft?
JANINE KATHARINA PÖTSCH: So wie ich mich kleide, werde ich wahrgenommen und so zeige ich auch wer ich bin. Mit meiner Kleidung kann ich unterschiedliche Rollen bedienen:  

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