Frühe Handschuhe wurden durch Nadelbindung hergestellt oder aus Leder oder gewebtem Stoff genäht. Die Passform war noch eher schlecht. Frankreich war die Geburtsstätte der gewerblichen Handschuhfabrikation. Die erste französische Innung für Handschuhmacher entstand 1190. Die Hugenotten brachten die Handschuhfertigung dann nach Deutschland.
© Tizian um 1523
Ab Ende 19. Jahrhunderts war eine Dame ohne Handschuh nicht ordnungsgemäß gekleidet. Der Herr trug ebenfalls stets graue oder braune Wildlederhandschuhe und Stock, im Sommer waren es gelbe Handschuhe. Die Etikette der 1950er Jahre sah für die Dame zu jedem Kleid und entsprechend der Tageszeit den entsprechenden Handschuh vor: vormittags in grauem Ziegenleder, beim Lunch Glacéhandschuhe und abends braune Peccary oder lange schwarze Seidenhandschuhe. Sie durften ihre Abendhandschuhe während eines Balls auf keinen Fall ausziehen. Die Ringe wurden über die Handschuhe getragen.
Glacéhandschuhe oder Glaceehandschuhe sind feine, weiße Handschuhe aus Glacéleder, die von Herren zum Frack oder Smoking getragen werden. Sie sind bei heutigen Bällen selten geworden, aber beim Wiener Opernball erwünscht und beim Tanzball des Damenclubs Pflicht. Glacees werden den ganzen Abend über getragen und nur zum Essen oder zur Begrüßung ausgezogen. Für Damen waren sie von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts unabdingbares Accessoire der Tagesbekleidung außer Haus.
Jemanden mit Glacéhandschuhen anfassen – jemanden besonders vorsichtig behandeln.