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or etlichen Monaten kaufte ich in Salzburg in der Dreifaltigkeitsgasse 4 bei Wolfgang Schliesselberger zwei handgearbeitete Gürtel. Heute bin ich wieder dort und spreche mit ihm über sein selten gewordenes Handwerk.
SIBIEN: Die Lederverarbeitung ist nicht nur ein sehr altes Handwerk, sondern Ihre Familie ist damit bereits sehr lange in Salzburg ansässig.
WOLFGANG SCHLIESSELBERGER: Die Gerberei geht in Salzburg weit zurück. Anno 1422 wurden die Gerberhäuser in diesem Ledererviertel erstmals urkundlich erwähnt. Die Gerberhäuser betrieben fünf Familien und standen, wegen des hohen Wasserbedarfs, direkt an der Salzach. Später wurde das Ufer von Baron von Schwarz an der heutigen Schwarzstraße künstlich aufgeschüttet. 1820 wurde die Gerberei von der Familie Schliesselberger übernommen. 1920 wurde außerhalb von Salzburg im Maxglan eine neu Gerberei errichtet.
Heute gerben wir selbst nicht mehr, sondern beziehen die Leder aus Italien und Deutschland und fertigen daraus unsere Gürtel. Die alte Gerberei stände jetzt in einem Siedlungsgebiet, was nicht akzeptiert würde.
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SIBIEN: Indem Sie selbst die Gürtel fertigen und nicht nur handeln, sind Sie eine Rarität.
© Schliesselberger GmbH
WOLFGANG SCHLIESSELBERGER: Ja, von den ganzen Leder verarbeitenden Betrieben, sind wir die letzte Familie unserer Zunft. Im Wandel der Zeit fertigte mein Vater z.B. Trachtentaschen und Transmissionsriemen für Sägewerke. Da fuhr ich als Kind noch mit, wenn sie montiert wurden. Die Tracht hat sich dann gewandelt. Die Originaltracht stürzte ab und wurde von der Landhausmode verdrängt. Innerhalb von einem Jahr ist die Gesamtproduktion von Taschen in Österreich um 90 % gesunken!
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