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NATUR GARTEN


© Julian Jacobs

  JULIAN JACOBS: Ja, man schmeckt es wirklich. In der Regel schmecken die samenfesten Sorten besser als die Hy­­bri­­den↑ und sind körperverträglicher, weil die Pflanzen nicht so ge­stresst waren. Die Hybridepflanzen sind über mehrere Ge­ne­ra­tio­nen gestresst, was unbedachte Menschen dann essen.
Wir arbeiten mit anderen Züchtern in Europa daran, dass die reinen samenfesten Gemüsesorten ein angemessenes Er­trags­ni­veau erreichen und den Hybridsorten beim Verbraucher Parole bieten zu können. Wir werden es zwar nicht ganz erreichen, weil die Hybride immer einen Ertragsvorsprung von 20 % haben wer­den, aber es lässt hoffen, dass im BIO-Handel immer weniger Hy­­bri­­de↑ angeboten werden müssen. Dem Verbraucher fehlt das Verständnis dafür, dass er für den Mehrwert von BIO-Ware die notwendigen höheren Preise zahlt.
Bei manchen Sorten fahren wir zweigleisig um wirtschaftlich über­le­ben zu können. Wir publizieren im Verkauf stets die Un­ter­schie­de zwischen Hy­­bri­­de↑ und samenfestem Gemüse. Es kommt dann auf den Handel an, dieses Qualitätsmerkmal auch weiter zu geben.
SIBIEN: Durch Ihre Züchtungen von samenfesten Sorten erhalten Sie unser Erbgut. Gingen aus Ihrer Sicht bereits Samensorten verloren?
JULIAN JACOBS: Ja, sicher. Z.B. hatte traditionell jeder Mün­che­ner Gärtner seinen eigenen Hausrettich, den er mit eigenem Sa-

 

men immer wieder anpflanzte. Das war der Münchener Bier­ra­di. Es gibt vielleicht nur noch ein oder zwei Gärtner, die diese Tra­di­tion mit dem eigenen Samen fortführen. Alle anderen kau­fen fremden Samen. Damit gingen deren Samen verloren. Ein Mit­ar­bei­ter brachte einmal von seinem Vater altes Saatgut mit. Leider ging das nicht mehr auf, weil es zu alt war.
SIBIEN: Wie lange hält Saatgut?
JULIAN JACOBS: Ganz unterschiedlich. Wenn die Saat­gut­qua­li­tät sehr gut ist, kann es u. U. bis zu 20 Jahre überleben. Man rechnet aber mit 3 bis 5 Jahre.
SIBIEN: Es gibt bereits Institute, die alte Sorten in Saat­gut­ban­ken archivieren um sie zu retten. Hat das dann bei der relativ kurzen Lebensdauer einen Sinn?
JULIAN JACOBS: Man muss das Saatgut regelmäßig aussehen, nachbauen und auch immer wieder selektieren um die Qualität zu erhalten. Es gibt ja in Deutschland die staatlichen Saatgutbanken IPK in Gatersleben↑ und JKI in Quedlinburg↑, die das als Auf­gabe haben. Aber, die Erhaltung wird oft mit nur wenigen Pflan­zen gepflegt. Es werden z.B. 20 Kohlpflanzen ausgesät, die zu­sam­men blühen. Das ist für eine Fremdbefruchtung zu wenig – damit geht es in die Richtung Inzucht. Und es werden die Pflan­zen auch nicht selektiert. Mit der Zeit erhält man dann nur noch Ramsch.
SIBIEN: Also wäre eher ein Gartenbaubetrieb,  

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