
SIBIEN:
Bei einem aussterbenden Handwerk stelle ich mir immer die Frage, wie es mit dem Nachwuchs aussieht, an den Sie es weitergeben könnten.
WOLFGANG SCHLIESSELBERGER: Mit meinem Nachwuchs sieht es gut aus. Wenn sie es wollen, können sie es gerne übernehmen und weiter pflegen. Sie würden hier ein bekanntes, eingeführtes Geschäft übernehmen. Wenn man heute neu anfangen wollte, hätte man es sehr schwer. Aber die jungen Leute bevorzugen oft lieber leichtere Jobs. Die Qualität wird gar nicht mehr so geschätzt. Wenn man in einem Gürtel das Ledersiegel findet, vermuten die Leute, dass es echt Leder ist. Sie wissen nicht, dass es beim Leder große qualitative Unterschiede gibt. Wenn es nämlich nur Spaltleder ist, deklariert es jeder als „echt Leder“. Das Unterleder ist juristisch betrachtet sogar immer noch Leder. Selbst zermahlenes und gepresstes Leder ist mit einem Anteil von über 70 % immer noch Leder!
SIBIEN:
Kann man den Unterschied zwischen dem wertvollen Oberleder und dem eigentlichen Abfallprodukt des Unterleder erkennen?
WOLFGANG SCHLIESSELBERGER: Die Haut ist verhältnismäßig dick. Das Leder muss für die Weiterverarbeitung durch Abspaltung dünner gemacht werden um es auf die gewünschte Stärke von 0,5 bis 4 mm zu bringen.