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  Im Mittelalter wetterte die Kirche ganz allgemein gegen Kosmetik. Sie wurde als „sündig“ bezeichnet und galt als Symbol des Sa­tans. In Japan und China dagegen waren geschminkte Lippen für die Frauen der Gesellschaft schon immer ein ab­so­lu­tes Muss. Die Rezepte bestanden aus Honig, Wachs und un­ter­schied­li­chen Farbpigmenten.
Im Barock (ca. 1575 – 1770) galt Wasser bzw. Baden zur Kör­per­hy­gi­e­ne als „krankheitserregend“. Gesellschaftliche Pflicht hingegen waren Puder, Parfüm, schneeweiß ge­schmink­te Ge­sich­ter und feuerrot gemalte Lippen. Unter Elisabeth I. von Eng­land soll auch der erste Lippenstift „erfunden“ worden sein. Zerstoßener Alabaster oder Gips wurde mit Farbpartikeln ge­mischt und zu einer kleinen Rolle geformt. War die Paste trocken und ausgehärtet, wurden damit die Lippen nachgezogen. Der betonharte Lippenstift verursachte wohl mehr Leid als Freude. Daher griffen die Damen später doch wieder auf Mischungen aus Fett, Flüssigkeiten und Wachsen zurück. Als Farbstoff diente „Koschenille“, der aus zermahlenen weiblichen Ko­sche­nil­le-Schildläusen hergestellt wurde.
Eine der vielen „Geschichten“ um das Liebesleben der Zarin Kat­ha­ri­na II. (die Große) von Russland handelt von ihren „na­tür­li­chen Lippenbekenntnissen“: Dienerinnen mussten sich re­gel­mä­ßig an ihren Lippen festsaugen, bis sie vollmundig und „gut durchblutet“ waren.
Im Klassizismus Europas (ca. 1770 – 1840) wurde Schminke und damit auch die Lippenfarbe wieder zum „Stein des An­sto-

 

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­ßes“ herabgewürdigt. Queen Vic­to­ria von England befand sie 1860 noch immer als „unhöfisch“.
Auf der Weltausstellung in Am­ster­dam wurde 1883 der „erste kom­mer­zi­el­le Lippenstift“ vor­ge­stellt. Die In­halts­stof­fe bestanden aus Hirsch­talg, Bienenwachs und gefärbtem Ri­zi­nus­öl. Er war in Seidenpapier ver­packt und wurde verächtlich „Sau­cisse“ (fran­zö­sisch: Würstchen) ge­nannt.
Durch die berühmteste Schau­spie­le­rin des 19. / 20. Jahr­hun­derts, Sarah Bernhardt, wurden kirschrot geschminkte Lippen langsam be­kann­ter. Sie war es auch, die das „ver­schmäh­te Würstchen“ liebevoll-frivol als „Stylo d’Amour“ (Stift der Liebe) bezeichnete. Der „kleine Stylo“ hatte es trotzdem nicht einfach, wieder ge­sell­schafts­fä­hig zu werden. Ge­schmink­te Lippen galten nach wie vor als verwerflich, ja obszön. Für die Frau­en­rechts­be­we­gun­gen der „Suf­fra­get­ten“ (1903 – 1928) in Groß­bri­tan­ni­en und USA waren rot geschminkte Lippen hingegen ein Symbol für Protest und Eman­zi­pa­ti­on. 

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