Im Mittelalter wetterte die Kirche ganz allgemein gegen Kosmetik. Sie wurde als „sündig“ bezeichnet und galt als Symbol des Satans. In Japan und China dagegen waren geschminkte Lippen für die Frauen der Gesellschaft schon immer ein absolutes Muss. Die Rezepte bestanden aus Honig, Wachs und unterschiedlichen Farbpigmenten.
Im Barock (
ca. 1575 – 1770) galt Wasser bzw. Baden zur Körperhygiene als „krankheitserregend“. Gesellschaftliche Pflicht hingegen waren Puder, Parfüm, schneeweiß geschminkte Gesichter und feuerrot gemalte Lippen. Unter Elisabeth I. von England soll auch der erste Lippenstift „erfunden“ worden sein. Zerstoßener Alabaster oder Gips wurde mit Farbpartikeln gemischt und zu einer kleinen Rolle geformt. War die Paste trocken und ausgehärtet, wurden damit die Lippen nachgezogen. Der betonharte Lippenstift verursachte wohl mehr Leid als Freude. Daher griffen die Damen später doch wieder auf Mischungen aus Fett, Flüssigkeiten und Wachsen zurück. Als Farbstoff diente „Koschenille“, der aus zermahlenen weiblichen Koschenille-Schildläusen hergestellt wurde.
Eine der vielen „Geschichten“ um das Liebesleben der Zarin Katharina II. (die Große) von Russland handelt von ihren „natürlichen Lippenbekenntnissen“: Dienerinnen mussten sich regelmäßig an ihren Lippen festsaugen, bis sie vollmundig und „gut durchblutet“ waren.
Im Klassizismus Europas (
ca. 1770 – 1840) wurde Schminke und damit auch die Lippenfarbe wieder zum „Stein des Ansto-