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Giftig & Umweltschädlich

TRIBUTYLZINNHYDRID (TBT)

ributylzinnhydrid (TBT) ist eine metallorganische Verbindung des Zinns. Es ist eine farblose, giftige Flüssigkeit.

Synthetische Anwendung
Die Sn–H-Bindung im TBT ist mit 310 kJ/mol recht schwach, so dass sie leicht homolytisch gespalten werden kann.
Mit AIBN (Azobisisobutyronitril) als Radikalstarter wird TBT in der Barton-McCombie-Reaktion und der Barton-De­car­bo­xy­lie­rung eingesetzt. Diese beiden vom englischen Nobelpreisträger Derek H. R. Barton entdeckten Reaktionen ermöglichen die Um­set­zung von Alkoholen, bzw. Säurehalogeniden in ihre ent­spre­chen­den Alkane.
Eine weitere interessante Reaktion ist die Dehalogenierung von Halogenalkanen, die auch oft in Verbindung mit einer an­schlie­ßen­den intramolekularen radikalischen Cyclisierung des ge­bil­de­ten Alkylradikals synthetischen Nutzen findet.
TBT wird auch oft zur Synthese der zur Stille-Kupplung be­nö­tig­ten Zinn-Organyle verwandt.

 


Sonstige Anwendungen
TBT wurde über Jahrzehnte als Zusatz in Schiffanstrichen verwendet. Die giftige Substanz verhinderte, dass sich Muscheln und Algen am Schiffsrumpf festsetzen (Fouling). Seit 2008 ist TBT von der Internationalen Seeschifffahrts-Or­ga­ni­sa­tion in Schiffsfarben verboten.
Durch die Nahrungskette kann TBT in den menschlichen oder tierischen Organismus gelangen und dort hormonelle Störungen hervorrufen, die zur Unfruchtbarkeit führen können. In Mee­res­ge­bieten mit hohem Schifffahrtsaufkommen sind durch das TBT der Schiffsanstriche bei zahlreichen Tierarten fort­pflan­zungs­un­fähige Imposexe entstanden, d. h. bei Weibchen bildeten sich äußere Geschlechtsorgane von Männchen. Diese Formen machen bis zu 90 % einer Population aus, die Effekte sind irreversibel und die betroffenen Arten dadurch zum Teil vom Aussterben bedroht. Wegen des Eingreifens dieser Um­welt­che­mi­kalie in den Hormonhaushalt ist sie ein so genannter en­do­kri­ner Disruptor.
TBT wird auch als Stabilisator in Kunststoffen und im Dru­cke­rei­we­sen eingesetzt und kann daher auch in bedruckten Textilien, Outdoorjacken und den bis 2002 ausgegebenen 10-Euro-Geldscheinen auftreten.

Begriff „TBT“
Der Begriff TBT bzw. Tributylzinn wird unterschiedlich benutzt. Es handelt sich um eine „überladene“ Bezeichnung:
1. Als Stoff
• In Wasser, bzw. Meerwasser bilden sich in Abhängigkeit von pH-Wert und Anionen aus verschiedenen TBT-Verbindungen: TBT-Cl (-chlorid), TBT-OH (-stannol), TBT-OH2+ (Stannyl-Kation) und TBT-CO3− (-carbonat). Das TBT steht hier für das n-Bu3Sn+-Kation.
• Als Chemikalie (Handelsgut) werden unterschiedliche Ver­bin­dun­gen mit der (Zweit-)Bezeichnung TBT versehen. Meist/oft, aber eben nicht immer, handelt es sich um Bis(tributylzinn)oxid (TBTO) oder Tributylzinnhydrid.
• Das Radikal n-BuTributylzinnhydrid Sn(·) , das in der weiter oben erwähnten Barton-McCombie-Reaktion eine Rolle spielt.
2. Als Stoffgruppe mit der charakteristischen Anordnung n-BuTributylzinnhydrid –(R). Analog dem Gebrauch einer Grup­pen­be­zeich­nung wie Sulfat(e). Es sollte gelesen werden als TBT-Verbindung(en) (TBT-compounds) oder TBT-haltige Ver­bin­dung.

9.2.2015 WIKIPEDIA↑ AUTOREN↑ (Lizenz↑)

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